EU-Regulatorien in der Holz-Industrie: Was Sie wissen müssen
Die Holzindustrie spielt eine zentrale Rolle in Europas Wirtschaft, aber sie steht auch im Fokus strenger Umweltvorgaben. Die EU hat in den letzten Jahren eine Reihe von Regulierungen eingeführt, um Nachhaltigkeit zu fördern, illegale Abholzung zu verhindern und die CO₂-Emissionen zu senken. In diesem Beitrag werfen wir einen Blick auf die wichtigsten EU-Regulierungen, was sie für die Holzindustrie bedeuten und wie Unternehmen ihre Prozesse entsprechend anpassen können.
1. EU-Holzverordnung (EUTR)
Die EU-Holzverordnung (EUTR), in Kraft seit 2013, richtet sich gegen den Handel mit illegal geschlagenem Holz. Sie verpflichtet alle, die Holzprodukte in der EU vermarkten, eine Sorgfaltspflichtprüfung durchzuführen. Unternehmen müssen die Herkunft des Holzes dokumentieren und sicherstellen, dass es legal geschlagen wurde.
Illegale Abholzung trägt erheblich zur globalen Entwaldung bei und gefährdet sowohl Umwelt als auch Menschenrechte in vielen Ländern. Weltweit beläuft sich die illegale Abholzung auf 10–20 % der globalen Holzernte, wobei jährlich etwa 100–300 Millionen Kubikmeter Holz illegal geschlagen werden. (Environment) Etwa 6–13 % der Holzimporte in die EU stammen aus illegalen Quellen. Thünen Institute
Die EU hat durch die EUTR das Ziel, den illegalen Holzhandel in Europa vollständig zu verhindern. Produkte, die in der EU verkauft werden, müssen strenge Anforderungen erfüllen, und Unternehmen können mit empfindlichen Strafen belegt werden, wenn sie die Regeln verletzen. Weitere Informationen zur EUTR findest du
ps://eur-lex.europa.eu/EN/legal-content/summary/combating-illegal-logging.html).
2. EU-Verordnung über Bauprodukte (CPR)
Die EU-Verordnung über Bauprodukte (CPR) legt fest, dass Holzprodukte im Bauwesen bestimmten Sicherheits- und Umweltstandards entsprechen müssen. Dazu gehören insbesondere Brandschutz, Schallschutz und Energieeffizienz. Die Verordnung fördert den Einsatz von nachhaltigen Materialien wie Holz in Bauprojekten.
Die Nutzung von zertifiziertem Holz (z. B. mit FSC oder PEFC Zertifikaten) hilft dabei, die EU-Klimaziele zu unterstützen. Diese Zertifizierungen belegen, dass das Holz aus nachhaltigen Quellen stammt und den Anforderungen der EU entspricht. Mehr Informationen (EUR-Lex) der Bauprodukte-Verordnung findest du auf der offiziellen EU-Website.
3. EU-Lieferkettengesetz
Das EU-Lieferkettengesetz wird 2024 vollständig umgesetzt und fordert, dass Unternehmen ihre gesamte Lieferkette transparent und nachhaltig gestalten. Besonders Unternehmen der Holzindustrie, die Holz aus dem Ausland beziehen, müssen sicherstellen, dass alle Schritte der Lieferkette umwelt- und menschenrechtskonform sind. Derzeit wurde es aber für 1 Jahr noch einmal auf Eis gelegt und mit 2025/26 aktiv.
Das Lieferkettengesetz basiert auf der Notwendigkeit, sicherzustellen, dass Produkte, die in die EU importiert werden, die hohen Umwelt- und Sozialstandards der EU erfüllen. Unternehmen müssen ihre Lieferanteng überprüfen und dafür sorgen, dass keine illegalen oder umweltschädlichen Praktiken in der Lieferkette bestehen. Weitere Informationen gibt es. (EUR-Lex)
4. EU-Klimaziele und Emissionsrichtlinien
Die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Die Holzindustrie ist dabei ein entscheidender Sektor, da sie nicht nur CO₂-neutral wirtschaften kann, sondern auch nachhaltig mit Ressourcen umgeht. Unternehmen müssen auf energieeffiziente Maschinen umstellen und vermehrt auf erneuerbare Energien setzen.
Das Hauptziel der Klimagesetzgebung ist die drastische Reduktion der CO₂-Emissionen in allen Branchen. Besonders wichtig ist es für die Holzverarbeitungsindustrie, die Wertschöpfungskette energieeffizient zu gestalten, um diese Ziele zu erreichen. Mehr über die EU-Klimaziele erfährst du hier. (EUR-Lex)
5. EU-Taxonomie-Verordnung
Die EU-Taxonomie-Verordnung definiert, welche Wirtschaftsaktivitäten als umweltfreundlich und nachhaltig gelten. Unternehmen der Holzindustrie, die sich an die Vorgaben der Taxonomie halten, profitieren von Investitionen und Förderungen.
Besonders für die Holzverarbeitungsbranche ist die Taxonomie von Bedeutung, da sie durch nachhaltige Praktiken einen Beitrag zur Erreichung der EU-Umweltziele leisten kann. Details zur EU-Taxonomie und den Finanzierungsmöglichkeiten gibt es auf der offiziellen EU-Website.
Wie beeinflusst uns das in Zukunft?
Abschließend bleibt die Frage, wie die strengen EU-Regulierungen die kleinen und mittelständischen Betriebe der Holzindustrie beeinflussen. Auf den ersten Blick fördern diese Gesetze und Richtlinien Nachhaltigkeit, den Schutz der Umwelt und eine faire Lieferkette. Doch für viele kleinere Betriebe bedeuten diese Regulierungen einen erheblichen Bürokratieaufwand, den sie nur schwer bewältigen können.
Kleine Sägewerke und Familienunternehmen in der Forstwirtschaft haben oft nicht die gleichen personellen und finanziellen Ressourcen wie größere Unternehmen, um die komplexen Anforderungen der EU-Holzverordnung (EUTR) oder des Lieferkettengesetzes umzusetzen. Sie sind gezwungen, zusätzliche Nachweise zu erbringen, Audits zu überstehen und ihre Lieferketten detailliert zu überwachen – was oft enorme Kosten und Zeit in Anspruch nimmt. Diese zusätzlichen Belastungen führen dazu, dass viele kleine Betriebe nicht mehr wettbewerbsfähig sind und zunehmend aus dem Markt verdrängt werden.
Der Trend zur Zentralisierung in der Holzindustrie wird durch diese Regulierungen beschleunigt, da größere Unternehmen leichter in der Lage sind, die Anforderungen zu erfüllen. Der Verlust kleinerer Betriebe könnte jedoch das lokale Handwerk und die traditionellen, nachhaltigen Methoden der Forstwirtschaft gefährden, die seit Generationen gepflegt werden.
Eine Balance zwischen notwendiger Nachhaltigkeit und der Unterstützung kleinerer Betriebe muss gefunden werden. Der Schutz der Umwelt darf nicht auf Kosten der Vielfalt und des Fortbestehens kleiner, regionaler Unternehmen gehen. Es ist daher wichtig, dass zukünftige Regulierungen flexiblere Lösungen für kleine Betriebe bieten, etwa durch vereinfachte Berichtsprozesse oder spezielle Förderungen, um ihnen den Übergang in eine nachhaltigere Zukunft zu ermöglichen.
Damit bleibt die Herausforderung bestehen: Nachhaltigkeit und wirtschaftliche Fairness müssen Hand in Hand gehen, um ein Aussterben der kleinen Betriebe zu verhindern und zugleich die Umwelt effektiv zu schützen.